Die Kreisgrabenanlage von Velm
Historische Stätte
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In Velm befand sich vor rund 6.700 Jahren eine jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage mit einem Durchmesser von mehr als 100 Metern.
In der mittleren Jungsteinzeit (4900 bis 4400 v. Chr.) errichteten die Menschen in Mitteleuropa gewaltige Großbauwerke: die so genannten „Kreisgräben“. Bauten dieser Art fand man in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Deutschland und Österreich. Es gab sie in unterschiedlichsten Varianten, von kleineren Anlagen mit nur einem Grabensystem bis hin zu größeren mit bis zu fünf konzentrisch angelegten Gräben.
Drei große Gräben
Eine dieser größeren Anlagen ist jene von Velm. Sie wurde im Jahr 2000 durch Luftbilder entdeckt und ab 2003 geomagnetisch vermessen. 2019 fand schließlich eine archäologische Ausgrabung durch die Universität Wien statt.
Die Anlage von Velm besteht aus drei annähernd kreisförmigen, konzentrisch ineinander angelegten Gräben. Der äußere Graben besitzt einen Durchmesser von ca. 114 m, der innerste einen von 64 m. Ihre Breite variiert zwischen 3 bis 5 m. Im Inneren sowie zwischen den Gräben standen Palisadenreihen, offenbar gab es keine Wälle aus dem Erdaushub der Gräben. Die Anlage besaß mehrere Zugänge durch Erdbrücken. Am besten erhalten ist jener im Nordosten, doch auch im Norden und im Südosten lassen die Messdaten Eingänge erkennen. Ihre Ausrichtung folgte vermutlich in erster Linie topografischen Kriterien, wohl um einen einfachen Zugang zum Zentrum des Kreisgrabens zu ermöglichen. Die Ausrichtung der Tore nach astronomischen Beobachtungen ist nicht zu beweisen.
Eine Siedlung daneben
Ähnlich wie bei anderen Anlagen dieser Art (z. B. Pranhartsberg) wurden auch hier direkt außerhalb des Kreisgrabens Siedlungsspuren entdeckt. Insgesamt konnten die Überreste von drei Häusern unterschiedlicher Größe festgestellt werden. Es scheint sich teilweise um sogenannte Megaronhäuser gehandelt zu haben, die an der Eingangsseite eine offene Halle besaßen. Wie genau diese Gebäude genutzt wurden, ist noch nicht eindeutig geklärt.